Vor einem halben Jahrhundert ging Holger Skiebe als großer visionärer Handwerker mit seiner “Malmaschine” auf Entdeckungsreise. Es ist beeindruckend, wie anfangs mit Hilfe eines umfunktionierten Plattenspielers, später perfektioniert unter Verwendung einer zweckentfremdeten Töpferscheibe, Bilder entstanden, die durch ihre Klarheit und Schönheit noch heute bestechen.

Unter dem Künstlernamen Rotar widmete er seine Schaffenskraft einem Motiv, das uns seit Menschengedenken fasziniert. Sowohl in der Mathematik als auch in der Kunst haben die kühnsten Köpfe, die Wirklichkeit als Inspiration nutzend, der Spirale eine zentrale Bedeutung zukommen lassen. Die in den 1970er jahren entstandenen “gewischten Spiralen” nehmen Abbildungen vorweg, die heutzutage mittels Weltraumteleskop realistisch geworden sind. Um jene Bilder zu schaffen, die sich vor seinem geistigen Auge manifestierten, bediente sich Rotar dem psychikalischen Phänomenon der Drehbewegung, der Rotation. Die Technik half, musste aber vom Künstler in einem meditativen Prozess höchster Konzentration beherrschbar gemacht werden. Selbst das scheinbar einfachste Resultat, eine vor Leichtigkeit zu schweben scheinende, lineare Spirale ist äußerst ausdrucksstark. Als Betrachter seiner Werke lässt uns der Künstler selbst zu Entdeckern neuer Bildwelten werden und wir folgen ihm auf seinen imaginären Reisen.

Rotars Position in der Kunst des 20. Jahrhunderts ist außergewöhnlich. Die sensiblen, schwarz-weissen Papierarbeiten der sechziger und siebziger Jahre stellen für mich den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens dar. Diese Publikation stellt ersmalig sein zeichnerisches Hauptwerk vor.

Dierk Dierking